Moorschutz

Wiedervernässung von Mooren

Jahrzehntelang standen beim Moorschutz vor allem die Biodiversität und die Filterfunktion der Moore im Vordergrund. Inzwischen ist der Klimaaspekt dazu gekommen. Moore sind als Kohlenstoffspeicher enorm bedeutsam. Aus entwässerten Mooren entweicht ständig CO2. Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, muss Deutschland bis 2050 ab sofort jedes Jahr 50.000 Hektar trockengelegte Moorflächen wiedervernässen (Universität Greifswald). Moor-Naturschutz und Moor-Bodenschutz verfolgen nicht immer dasselbe Ziel, wie man gerade am Gnarrenburger Modell sehen kann.

Eine Wiedervernässung bringt nicht alles zurück, was wir verloren haben. Die Entwässerung hat den Torfkörper dauerhaft geschädigt. Dennoch leisten wiedervernässte Moore einen großen Beitrag zum Klima- und Artenschutz. Dabei muss eine Balance geschaffen werden zwischen Flächen, die komplett der Natur zurückgegeben werden, und Flächen, auf denen Menschen weiterhin ihren Lebensunterhalt erwirtschaften. Eine neue Moorlandwirtschaft muss her: mit nasser Beweidung oder mit angepasstem Pflanzenanbau, beispielsweise Paludikultur. Die notwendige Wiedervernässung aller Moorflächen, seien es Niedermoore, seien es Hochmoore, darf jedoch nicht auf eine Maximierung der Nutzbarkeit zielen. Dann ist das Klimaziel nicht erreichbar.

Entwässerte Moorböden sind für rund 30% aller von der Landwirtschaft produzierten Treibhausgase verantwortlich. Der Landwirtschaft steht damit ein tiefgreifender Wandel bevor. Eine nasse Nutzung von Moorböden ist nicht konkurrenzfähig mit Mais- oder intensiv genutztem Grünland. Wenn es nach Maximierung der wirtschaftlichen Nutzung geht, wird sie es auch nie. Deshalb muss die Politik, insbesondere die träge GAP-Politik, eine andere Wertschöpfung schaffen, eine, die den zukünftigen Moor-Wirten einen Markt für Absatz und Verarbeitung von Produkten aus Weide, Grasschnitt, Seggen oder Rohrkolben erschließt.

Hochmoore brauchen Pflege, solange sie noch nicht ausreichend wiedervernässt sind. Sonst verbuschen sie. Eine gute Möglichkeit, eine nährstoffarme Hochmoorlandschaft wieder erstehen zu lassen, ist die Beweidung durch Schafe, etwa Moorschnucken. Dafür gibt es positive Beispiele, etwa in der Diepholzer Moorniederung. Auch die Verwertung von Biomasse aus wiedervernässten Mooren in Nahwärme-Heizwerken ist denkbar. Sie trägt zudem zur Unabhängigkeit von russischem Gas oder Öl bei.

Und nicht zuletzt ist da, wo bisher im Moor Intensivlandwirtschaft betrieben wurde, eine Aufwertung der Flächen durch Agri- oder Moor-PV eine Möglichkeit, wenn sie naturschutzfachlich begleitet wird.